Bauphase
Die Entstehung
So sah das Haus noch bis 2002 aus
Bilder: Gottfried Bräuer
Es war einmal
Haus Toni Weber
Ein Blick in den alten Gewölbekeller
Die Gemeinde Altenseelbach, in früherer Zeit nur "Selbach" genannt, gehört zu den ältesten Orten des Freien Grundes. Verschiedene Indizien, wie die Bodenformen unterhalb der Berge Hohenseelbachskopf und Malscheid sowie der uralte Ackerboden, sprechen sogar dafür, dass die Besiedelung der Hänge um den Bach "Selbach" von vorgeschichtlicher Natur ist.
Nach einem verheerenden Brand 1783, bei dem fast der ganze Ort niederbrannte, mussten die Altenseelbacher ganz von vorne anfangen. Viele der Häuser aus dieser Zeit mit den typischen Siegerländer Hausnamen, wie "Guzannes" oder "Dückersch" wurden neu errichtet und bilden noch heute den attraktiven Ortskern von Altenseelbach. Mit dem Anfang der Schwerindustrie begannen auch die Altenseelbacher, ganz in Siegerländer Tradition, die reichlichen Bodenschätze der Umgebung zu gewinnen und zu nutzen. Die erste große Grube "Große Burg" feierte 1938 ihr 100-jähriges Bestehen. Erst in den Nachkriegsjahren, im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs, veränderten sich auch die wirtschaftlichen Verhältnisse von Altenseelbach. Mit dem Niedergang des Bergbaues blühte die blech- und kunststoffverarbeitende Industrie auf und brachte Wohlstand in die Region. Heute ist Altenseelbach mit seiner attraktiven Umgebung außerdem ein beliebter Urlaubsort für Wanderer.
Auch das "Haus Toni Weber" stammt aus der Zeit nach dem verheerenden Brand 1783. Bei näherer Betrachtung der Geschichte stößt man auf einen merkwürdigen Zufall, der den Namen des Hauses betrifft.
Erbaut wurde das Haus 1783 von Anton (Toni) Weber, einem Lehrer aus Burbach, der als Schulmeister nach Altenseelbach kam. Den nächsten Besitzer weisen die Bücher erst 1836 als Heinrich Wilhelm Fischer aus. Dieser verkaufte das Haus 1851 an Heinrich-Wilhelm Quandel und seine Frau Helene aus Neunkirchen. Dessen Bruder Heinrich Daniel und seine Frau Amalie zogen 1860 ebenfalls in das "Haus Toni Weber". Nach dem Tod des Bruders vermietete Heinrich Daniel Quandel einen Teil des Hauses an die Witwe Anna Elisabeth Schmidt. Und jetzt wird es interessant, denn 1899 heiratet die älteste Tochter von H.D. Quandel, Laura Quandel, Paul Weber aus Altenseelbach, weder verwandt noch verschwägert mit dem Erbauer Anton Weber.
Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor, der Sohn Kurt Weber und, etwas später, die Tochter Toni Weber. Diese ist bis zu ihrem Tod 1997 als Eigentümerin benannt. Das Haus bekommt somit nach 200 Jahren und fünf Besitzern seinen ursprünglichen Namen zurück: "Haus Toni Weber".
Besondere Kennzeichen des aus dem 18.Jahrhundert stammenden typischen Siegerländer Bauernwohnhauses sind sein Fachwerk, die partielle Verschieferung und die Sprossenfenster. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, wurden diese architektonischen Merkmale bei der Sanierung besonders berücksichtigt und beibehalten. Als neue Elemente treten eine horizontale Holzschalung als Wetterschutz der Schlagseite, Dachgauben zur Belichtung und Belüftung der Dachausstellung, sowie der neue Eingangsbereich in Form eines Anbaus in Erscheinung. Alle Elemente fügen sich unauffällig in das Gesamtkonzept ein und entsprechen den heutigen Ansprüchen der Denkmalpflege. Die geringen architektonischen Veränderungen sorgen für einen starken Bezug zum ebenfalls neu gestalteten Ortsmittelpunkt und ermöglichen eine einfache, sogar rollstuhlgerechte Erschließung des "Hauses Toni Weber". Das traditionelle Erscheinungsbild des Ortskerns wird dabei in hervorragender Weise gefördert.